Liebe Familien, liebe Kirchengemeinde, liebe Interessierte,
Nun sind wir in Woche 8 der Kindergartenschließung. Höchste Zeit sich mal aus dem Off zu melden. Nachdem nun der erste Schock verdaut ist, kommt das Kindergartenteam ganz gut mit den neuen Bedingungen zurecht. Wir arbeiten an Konzepten, Handlungsanweisungen, schreiben Briefe an die Kinder, oder halten über Facebook Kontakt mit den Familien. Auch eine Notbetreuung findet statt. Das bedeutet, dass Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt werden müssen. Wer arbeitet wann, wer putzt wann, was dürfen wir mit den Kindern machen? Spannend ist immer die Zeit, bevor Änderungen kommen. Netterweise bisher immer zum Wochenende. Da hatten wir dann am Wochenende viel Zeit zum Planen. Auch wenn wir jetzt mal zu Dingen kommen, die im Alltag zu kurz kommen, fehlt es an allen Ecken und Enden. Das Geschrei, der Lärm, die Unordnung, die Spiele, das Kuscheln, der Spaß, das Trösten, das Freuen, und die KINDER. Ja, vor allem die Kinder. Denn die machen unseren Beruf aus.
Trotzdem finden wir, sollten wir die Öffnung der Kitas nicht überstürzen, sondern gut planen. Vorbereiten und Durchdenken. Dann werden wir uns hoffentlich bald gesund und munter wiedersehen. Wir sind schon so gespannt, wie die Kinder sich entwickelt haben und gewachsen sind.
Bis wir uns wiedersehen (da kommt mir ein irischer Segenswunsch in den Sinn, den wir oft im Team gesungen haben) hoffe ich, dass Sie gesund bleiben und die Krise als Chance nutzen, sich auf neue Möglichkeiten einzulassen. Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott Dich fest in seiner Hand.
Angelika Ostheim
Hier noch ein, wie ich finde, guter Artikel von Kristian Hamm, Geschäftsführer der Sentiris gGmbH:
„Eine Kindertagesstätte ist kein McDonalds Bällebad und kein IKEA Smarland. Eine KiTa ist keine Aufbewahrungsanstalt und auch keine Einrichtung zur Entlastung von (berufstätigen) Eltern, sondern eine Bildungseinrichtung für Kinder. Das ist ihr gesetzlicher Auftrag. Diesem Auftrag ist jeder KiTa Träger und jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter verpflichtet (§3 Kinderbildungsgesetz). Aus diesem Grund sind die bisherigen politischen Aussagen im Blick auf eine Betriebsaufnahme der Kitas, die in der Regel von einer schnellen Entlastung der Eltern ausgehen, grundsätzlich falsch! Auch – und gerade! – in einer Krise muss das Kind im Mittelpunkt und im Fokus aller Überlegungen und Maßnahmen stehen. Die Frage muss sein: kann eine KiTa zum jetzigen Zeitpunkt und unter Berücksichtigung der geforderten Hygienemaßnahmen ihrem Bildungsauftrag und ihrem Bildungsanspruch gerecht werden? Ist Beziehung auf Distanz und ohne Berührung möglich? Ist nonverbale Kommunikation ohne Mimik – da Maske – überhaupt machbar? Sind die pädagogischen Fachkräfte nicht in erster Linie mit der Einhaltung von Hygienestandards beschäftigt, statt auf die Bedürfnisse und Bedarfe der Kinder einzugehen? Liegt hier nicht vielmehr eine akute Kindeswohlgefährdung vor, wenn pädagogische Fachkräfte dem Dreijährigen mit Mundschutz begegnen und ihm suggerieren: du bist die Virenschleuder und ich (erwachsener Mensch) muss mich vor Dir (Kind) schützen? Liegt nicht eine akute Form der Kindeswohlgefährdung vor, wenn Nähe auf 1,5m Distanz erfolgt?
Unser Interesse gilt primär und in aller erster Linie den Kindern.
Wir sind Lobbyist für Kinder. Und für Familien. Aber in allererster Linie für Kinder. Für diese sind wir verantwortlich. Ihnen gilt unser gesetzlicher Bildungsauftrag. Natürlich entlasten wir Eltern. Natürlich unterstützen wir Eltern. Aber wir arbeiten familienergänzend und nicht familienersetzend. Eine KiTa ist nicht die Nanny! Eine KiTa ist aber auch nicht der einzige Ort, an dem hochwertige Erziehung geschieht. Kein Kind erleidet durch ein KiTa Betretungsverbot einen Schaden oder ein Defizit in der Entwicklung. Der Verzicht auf den Bauraum und den Morgenkreis, Vorschulangebote und 24 andere Kinder ist nicht das Ende der Entwicklung und auch nicht der Auslöser für fatale Defizite.
In § 2 des Kinderbildungsgesetzes heißt es: (…) Seine Erziehung (Anm: das Kind) liegt in der vorrangigen Verantwortung seiner Eltern. Die Familie ist der erste und bleibt ein wichtiger Lern- und Bildungsort des Kindes. Die Bildungs- und Erziehungsarbeit in den Tageseinrichtungen und in der Kindertagespflege ergänzt die Förderung des Kindes in der Familie und steht damit in der Kontinuität des kindlichen Bildungsprozesses. Sie orientiert sich am Wohl des Kindes. (…)
Eltern sind die Erziehungsberechtigten. Eltern sind kompetent. Eltern sind im Blick auf ihre Kinder Profis. Eltern machen – gerade in den letzten Wochen! – einen verdammt guten Job. Und Eltern haben ein Recht auf Unterstützung und Begleitung. Durch KiTas und Schulen und durch andere Institutionen. Vielleicht ist es an der Zeit, genau das zu begreifen und jetzt politisch und gesellschaftlich umzusetzen. Wie wäre es mit einem (bezahlten) Recht auf „Sonderfrei“ als Mutter oder als Vater in der Coronazeit? Wie wäre es mit Unterstützung der Eltern durch Videokonferenzen, Webinare, Literatur, Anrufe und Finanzen statt „macht die KiTas wieder auf, damit Eltern arbeiten gehen können“? Wie wäre es, wenn Eltern allen erdenklichen Support bekämen und wie wäre es, wenn in allen (öffentlichen) Überlegungen zur Schul- und KiTa-Öffnung wirklich (!) die Kinder im Mittelpunkt der Überlegungen stehen würden. Und wie wäre es, liebe Politiker, mit einer einheitlichen und verbindlichen Sprachregelung im Blick auf die Öffnung von Kindertagesstätten und Schulen um Verbindlichkeit und Verlässlichkeit zu ermöglichen und eine Planungsgrundlage zu schaffen – für Eltern, für Kinder, für Lehrerinnen und Lehrer, für Erzieherinnen und Erzieher, für Schul- und KiTa Träger. Und wie wäre es, wenn der Kampf um Pöstchen und die Gunst der Wählerinnen und Wähler einfach mal für eine Zeit keine Rolle spielen würde…“ (Kristian Hamm, Geschäftsführer der Sentiris gGmbH Halver)