Er hat einen Deal mit dem Teufel gemacht. Also kommt der irische Schmied Jack Oldfield nach seinem Tod nicht in die Hölle. Am Himmelstor war er allerdings, weil als geizig und trunksüchtig bekannt, auch abgewiesen worden. Also irrt er seitdem immer am Abend vor Allerheiligen (am „all-hallows-evening“, woraus dann verkürzt „Halloween“ wird) durch die Dunkelheit. Weil der Teufel aber ein bisschen Mitleid mit ihm hat, hat er ihm eine glühende Kohle aus dem Höllenfeuer gegeben, die Jack in eine ausgehöhlte Rübe steckte und als Lichtquelle mit sich herumträgt.
Das ist in aller Kürze die Legende, die hinter Halloween steckt. Armer Kerl! Kein Eintritt im Himmel und kein Platz in der Hölle. Und jetzt kann er nichts mehr tun, als herumzugeistern und anderen Menschen Angst einzujagen. Und die Sache mit der Angst funktioniert …
Angst hatte auch ein junger Mönch. Nämlich – ganz ähnlich wie Jack Oldfield – Angst, in die Hölle zu kommen. Angst, vor einem verschlossenen Himmelstor zu stehen. Angst, von Gott die Quittung für all das Versagen, all die Fehler, all die Gottlosigkeit seines Lebens zu bekommen.
In dieser Angst handelte er allerdings nicht mit dem Teufel. Sondern er suchte in der Bibel. Er las und las, immer mit der Frage, wie er Gott gnädig stimmen könne. Bis er eines Tages entdeckte: Gott war ihm schon längst gnädig! Gott hatte schon längst seinen Sohn Jesus gesandt, damit der die Rechnung für den jungen Mönch bezahlte! Die Tür zum Himmel stand weit offen! Er musste sich nur noch auf diese Gnade einlassen, sie im Glauben für sich persönlich annehmen!
Das ist in aller Kürze die „reformatorische Erkenntnis“ Martin Luthers. Jahr für Jahr rufen wir sie uns am Reformationstag in Erinnerung.
Seit 1991 wird in Deutschland am gleichen Tag, am 31.10., auch Halloween begangen. Zwei „Feier“tage zusammen. Schade eigentlich. Andererseits – so wird auch der entscheidende Unterschied schön deutlich: Ich muss keine Angst haben, weder vor der Hölle noch sonst irgendetwas, weil Gott es ja gut mit mir meint. Weil der Himmel mir offensteht. Weil ich kommen darf in die offenen Arme Gottes. Weil Jesus mein Freund und Bruder und Retter ist. Himmlische Freude statt höllische Angst. Das will ich feiern!
Feiern Sie mit? Nicht nur am Reformationstag …
Martin Hecker, Pfr.
(Kurseelsorge-Artikel in den Bad Königer Stadtnachrichten 43/2021)